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„Wir haben eine neue Kultur“

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Mehr Geschwindigkeit, mehr Flexibilität, mehr Innovation: Die AXA Schweiz hat ihre Applikationsentwicklung transformiert und arbeitet dabei unter anderem auch mit Red Hat OpenShift. Andreas Maier, CIO der AXA Schweiz, verrät, warum ihn die Lösung überzeugt hat, wie Open Source das Unternehmen prägt und für die Herausforderungen der Zukunft bereit macht.

 

Welche Herausforderung hat die AXA dazu motiviert, nach einer neuen Lösung für ihre Applikationsentwicklung zu suchen?

Andreas Maier: Die AXA Schweiz gehört zur global tätigen AXA Gruppe und ist Marktführerin im Schweizer Versicherungsgeschäft. Vor vier Jahren haben wir einen Transformationsprozess begonnen. Auf diesem anspruchsvollen Weg haben wir bereits einige Meilensteine erreicht. Allen voran die agile Transformation:  Wir haben die Art und Weise, wie wir Software zusammen mit dem Business entwickeln, völlig verändert. Das heisst, wir wechselten von einem reinen IT-Setup mit Entwicklerteams in ein komplett agiles Setup mit einem insgesamt hohen agilen Reifegrad. Neu werden die Produktteams aus Spezialisten der IT und des Business gebildet, die sich durch ihre jeweiligen Fähigkeiten in der Zusammenarbeit optimal ergänzen. Ich kann sagen: Wir haben eine neue Kultur.

 

Welche Impulse führten zu dieser Transformation?

Die AXA Schweiz erkannte schon vor einiger Zeit das Potenzial der Cloud-Technologie und beschloss, eine Managed-Public-Cloud-Strategie zu implementieren, auf Basis von Microsoft Azure und der Google Cloud Platform. Die regulatorischen Anforderungen, die wir dabei erfüllen müssen, veranlassten uns zu einer Strategie, bei der wir in Partner investieren. Diese Partner ermöglichen es uns, flexibel zu bleiben und die Herstellerabhängigkeit zu minimieren.

 

Wo stehen Sie heute?

Heute setzen wir unsere Transformation in Richtung des nächsten Meilensteins fort: Daten-, Technologie- und Innovations-Exzellenz in unseren Produktteams. Mit Red Hat OpenShift auf Basis des IBM-Technologiestacks haben wir in den vergangenen Jahren 100 Prozent unseres dezentralen Anwendungsbestands in eine teilweise öffentliche und überwiegend private Cloud migriert. Ab 2022 werden wir in der Schweiz aufgrund regulatorischer Anforderungen auf Public Clouds umsteigen. Auch dort werden wir die Lösungen von Red Hat nutzen und unsere Partnerschaft gemeinsam ausbauen.

Open hybrid cloud

Warum haben Sie sich für Red Hat entschieden? Warum für Open Source?

Vor fünf Jahren begannen wir mit der Analyse der auf dem Markt vorhandenen Lösungen für die Containerisierung. Damals identifizierten wir Red Hat OpenShift und seine Open-Source-Kubernetes-Dienste. Unsere agile Transformation basiert auf Werten wie Co-Creation, Offenheit und Feedback. Die Lösung von Red Hat sprach für sich selbst. Heute verwenden und schätzen wir Entwickler- und Betriebs-zentrierte Tools für die schnelle Anwendungsentwicklung, das Deployment, das Life-Cycle-Management und den Full-Stack-Support. Wir nutzen also die ganze Bandbreite der Red-Hat-Dienste.

Welche Vorteile bietet die OpenShift-Technologie?

Die OpenShift-Containerplattform ermöglicht es unseren Entwicklern, sich auf das Coding und innovative Lösungen zu konzentrieren. Sie müssen sich nicht mehr über Routinearbeit, Resilienz, Stabilität, Deployment, Integration oder Testing Sorgen machen. So können wir uns viel mehr auf die Lösung von Kundenproblemen konzentrieren.

 

Gibt es weitere Vorteile?

Wir arbeiten effizienter auf der bestehenden Private- und Managed-Public-Cloud-Infrastruktur, während die Betriebsingenieure in der Lage sind, eine kundenorientierte Verfügbarkeit für die in der Cloud bereitgestellten Anwendungen zu gewährleisten und gleichzeitig die Anzahl Instanzen einer Anwendung sehr einfach zu skalieren. Gleichzeitig unterstützt uns Red Hat OpenShift dabei, die Anforderungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma zu erfüllen und so flexibel wie möglich zu bleiben, um den Migrationsaufwand zwischen Clouds zu minimieren.

container orchestration illustration

Was können Sie heute tun, was Sie vorher nicht tun konnten?

Unsere Entwickler können mit dem Technologie-Stack ihrer Wahl arbeiten. Sie können sich auf ihre Hauptaufgaben als Entwickler und auf die Innovation konzentrieren und müssen sich keine grossen Sorgen über Code-Migration, über das Pushen neuer Images in der Cloud, über den Life Cycle von Images oder über die Skalierung von in der Cloud gehosteten Anwendungen machen. Das Wichtigste, was wir jetzt tun können, ist, einen grossen Teil unserer Zeit auf Kundennutzen und Innovation zu konzentrieren, anstatt wie bisher die Herausforderungen des Technologie-Stacks zu bewältigen.

 

Gibt es weitere Vorteile?

Da gibt es mehrere. Zum Beispiel eine viel kürzere Time to Market für unsere Delivery. Im Jahr 2019 haben wir im Vergleich mit 2018 33 Prozent mehr Software an das Business geliefert. Dazu kommen ein leichteres Wachstum der Anwendungen und eine höhere Mitarbeiterproduktivität. Unsere Produktteams können in kürzerer Zeit mehr erreichen und Innovationen auf die Beine stellen. Die Lösung von Red Hat ermöglichte uns ausserdem die Einführung einer Multicloud-Strategie für mehr Kostentransparenz und geschäftliche Flexibilität.

Welchen Einfluss haben Open-Source-Technologien auf Ihre Arbeitsabläufe?

Durch unsere agile Transformation und die Nutzung von Open-Source-Technologien haben wir eine neue Denkweise entwickelt, die Co-Creation und Kollaboration, den Austausch von Informationen, volle Transparenz und konstruktives Feedback fördert. Wir haben jetzt Produktteams, die gemeinsam an Lösungen für unsere Kunden arbeiten, und die Zusammenarbeit mit dem Business hat das Gefühl von „Ownership" für eine Lösung enorm verstärkt. Vor fünf Jahren sprachen wir über Business und IT, heute sprechen wir über Nachfrage und Lieferung, Kundenwert und Cycle Time. Wir sprechen über andere Dinge als zuvor und das freut mich sehr. Diese Open-Source-Community-Kultur sollte in der ganzen Versicherungsbranche Fuss fassen. Die Versicherungen sollten sich für Partnerschaften öffnen. Die Containerisierung ist eine wichtige Voraussetzung hierfür. Wir alle glauben, dass die Kraft der Innovation in der gemeinsamen Entwicklung, der Open-Source-Zusammenarbeit und der kontinuierlichen Verbesserung liegt.

Wie wichtig ist Innovationsfähigkeit für Ihr Unternehmen, heute und in Zukunft?

Die AXA Schweiz ist der führende Versicherer auf dem Schweizer Versicherungsmarkt mit einem Marktanteil von 24 Prozent. In Sachen Innovation werden wir von unseren Kunden als einer der digitalen Marktführer wahrgenommen. Dies ist für uns wichtig, um uns im Markt zu differenzieren. Die AXA will sich vom "Payer" zum "Partner" wandeln: Statt nur für Schäden aufzukommen, wollen wir Partner für unsere Kundinnen und Kunden werden und ihnen zu einem besseren Leben verhelfen. Das ist unsere Vision.

Wie wollen Sie diese Vision erreichen?

Mit unserer Strategie verfolgen wir sehr ehrgeizige Ziele: Wir wollen in allen Geschäftsbereichen Marktführer sein, die Zahl der relevanten Kundeninteraktionen verdoppeln und unsere Mobilitäts-, KMU- und Life-&-Health-Ökosysteme mit neuen Dienstleistungen, die über das Versicherungsgeschäft hinausgehen, erweitern. Das Wichtigste dabei ist, die echten Bedürfnisse unserer Kunden und Geschäftspartner zu verstehen, Innovation zu schaffen und Dienstleistungen anzubieten, die unsere Konkurrenten nicht bieten können. Die wichtigsten Hebel sind daher die Time to Market und die Skalierbarkeit unserer Dienstleistungen und innovativen Produkte. Wir verlagern unsere Kräfte von der Technologie- zur Innovationsentwicklung.

Was ist die nächste grosse Herausforderung für Ihr Unternehmen?

Wir haben zurzeit eine Anwendungslandschaft von etwa 330 Anwendungen. Etwa 190 davon sind dezentralisierte Anwendungen und die Hälfte davon Java-Linux-basiert. Heute haben wir noch wenige Anwendungen in der Public Cloud, weil die Regulierungsbehörde Finma uns vorschreibt, dass wir abwicklungsrelevante Daten in der Schweiz haben müssen. Aus diesem Grund haben wir derzeit eine On-Prem-Cloud mit OpenShift. Die nächste grosse Herausforderung, der wir uns ab 2021 stellen werden, ist die Migration aller unserer Anwendungen, mit Ausnahme der SAP-Systeme, aus der privaten Cloud in die beiden Managed-Public-Clouds von Microsoft und Google in der Schweiz. Bis Ende 2023 möchte ich vollständig bei diesen beiden Public-Cloud-Anbietern sein, die Regionen in der Schweiz installiert haben.

Welchen Beitrag leistet die Lösung von Red Hat dazu?

Mit Hilfe von OpenShift können wir unsere Applikations-Stacks im gleichen Container mit sehr geringem Aufwand von On-Prem in die Public Cloud migrieren. Dies ist eine grossartige Gelegenheit, unsere Markteinführungszeit zu verkürzen, die Belastbarkeit und Stabilität unserer Anwendungen zu erhöhen und uns auf Innovation zu konzentrieren, während wir gleichzeitig finanzielle Transparenz und geschäftliche Flexibilität gewinnen. Wir werden nächstes Jahr damit beginnen, damit wir Ende 2023 kein eigenes Rechenzentrum mehr brauchen. Es gehört nicht zur Kernkompetenz eines Versicherungsunternehmens, Technologie zu betreiben. Unsere Kernkompetenz sollte darin liegen, dem Kunden schnell und innovativ Nutzen zu liefern.